"Plötzlich gab es einen Knall!"

Holzanbau brennt ab, Eilshausener Feuerwehr gleich vor Ort, Gasbrenner als Ursache?

P1030412Hiddenhausen-Eilshausen. In Hiddenhausen stand am Samstagabend (3.08.2013) die Veranda am vereinseigenen "Blaukreuz-Haus" in Flammen. Feuerwehrleute vom Löschzug Eilshausen hatten die Lage an der Meierstraße schnell im Griff. Es wurde niemand verletzt. Dank des schnellen Feuerwehreinsatzes wurde das angrenzende Vereinsheim nur leicht in Mitleidenschaft gezogen.

"Ich stand gerade unter der Dusche, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte", berichtete Feuerwehrmann Kai Konrad, der nur zwei Straßen weiter wohnt. Das sei um kurz vor 19 Uhr gewesen. Er habe dann aus dem Badezimmerfenster geschaut und eine dunkle Rauchwolke aufsteigen gesehen. Konrad wählte sofort die 112, sprang in seine Klamotten und fuhr zum Gerätehaus Eilshausen. Das liegt ebenfalls nur einen Steinwurf von der Einsatzstelle entfernt.
Um 19.02 Uhr löste die Leitstelle Großalarm (Feuer Stufe 3) für die Feuerwehr Hiddenhausen aus.  Weitere Anrufer hatten ebenfalls von einer Explosion berichtet. Kurze Zeit später war das erste Einsatzfahrzeug vom Löschzug Eilshausen vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt stand die hölzerne Veranda an der rückwärtigen Gebäudeseite des Altbaus mit ausgebautem Dachgeschoss bereits im Vollbrand. „Wir sind sofort von zwei Seiten vorgerückt“, erläuterte Florian Ruthe, Gruppenführer vom ersten Löschgruppenfahrzeug. Ein Hohlstrahlrohr nahmen die Wehrleute direkt von der Meierstraße aus vor. Eine weitere Angriffsleitung, die vom Tanklöschfahrzeug 24/50 gespeist wurde,  verlegten sie aus Richtung Schulstraße durch die Hintergärten. „Vorrangig ging es bei den ersten Maßnahmen darum, ein Übergreifen der Flammen auf das Haus zu verhindern“, sagte Ruthe. Die Einsatzkräfte gingen dabei schnell, aber genauso umsichtig vor. Denn zu diesem Zeitpunkt war noch immer unklar, was den Knall verursacht hatte, von dem jetzt auch die Nachbarschaft berichtete.
Als sich der Rauch lichtete, tauchte eine elf Kilo Propangasflasche zwischen den verkohlten Holzbalken und Brettern auf, die zuvor unmittelbar in den Flammen gestanden hatte. Von der Flasche ging allerdings keine Explosionsgefahr mehr aus. Sie hatte das Gas bereits über ihr eingebautes Sicherheitsventil abgeblasen und sich damit quasi von selbst entschärft. Hätte die Sicherheitseinrichtung zu spät angeschlagen, wäre es unter Umständen zu einem Zerknall des Druckgefäßes gekommen. Das hätte fatale Folgen haben können (siehe auch Stichwort „Behälterzerknall“). Die Reste eines Edelstahlgrillwagens standen ebenfalls in den Trümmern. Der Besitzer, so war vor Ort zu erfahren, soll den heißen Gasbrenner, den er kurz zuvor zum Abflammen von Unkraut benutzt haben will, in dem Grillwagen gelagert haben. Ob das Gas danach unkontrolliert ausgeströmt war und eine anschließende Gasverpuffung den Knall ausgelöst hatte, müssen jetzt die weiteren Ermittlungen der Polizei klären.
Nach rund 30 Minuten hatten die Einsatzkräfte der Feuerwehr den Brand unter Kontrolle gebracht. Von einer Steckleiter aus wurden noch kleinere Brandnester abgelöscht, die sich am Dach gebildet hatten. Die Wehrleute kontrollierten die Stellen anschließend noch einmal gewissenhaft mit einer Wärmebildkamera. Bei den hochsommerlich warmen Temperaturen waren die Ehrenamtlichen froh, als sie die Atemschutzgeräte abnehmen durften. Das „Blaukreuz-Haus“ blieb im inneren unversehrt. Allerdings wurde die Außenfassade stark in Mitleidenschaft gezogen. Sie ist nun teilweise zerschmolzen und rußgeschwärzt. Im Bereich der Brandstelle gab es großflächige Putzabplatzungen. Ob ein großer Riss im Mauerwerk die Folge der Hitzeentwicklung oder einer möglichen Verpuffung ist, darüber konnte am Samstagabend nur spekuliert werden.
In dem Gebäude, das Anfang des vorigen Jahrhunderts errichtet worden sein mag und später um einen Anbau und eine Fertiggarage erweitert wurde, befindet sich das Domizil des „Blauen Kreuzes“, einer Einrichtung, die suchtkranken Menschen hilft. Die Ortsgruppe Eilshausen hat etwa 120 Mitglieder, von denen während des Einsatzes aber niemand zu sehen war.  In der Veranda hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks augenscheinlich niemand aufgehalten. Die Bewohner der Obergeschosswohnung hatten dem Vernehmen nach  zum Zeitpunkt des Brandausbruchs Fernsehen geschaut.
Nach knapp zwei Stunden konnten die letzten Einsatzkräfte abrücken. Insgesamt waren rund 30 Blauröcke der Löschzüge Eilshausen und Schweicheln-Bermbeck im Einsatz. Sicherheitshalber war auch ein Rettungswagen der Feuerwache Bünde angerückt.  

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)


Stichwort: Behälterzerknall

Alle Gase haben das Bestreben, sich bei Erwärmung stark auszudehnen. In einer Gasflasche kommt es dadurch zwangsläufig zu einem Druckanstieg. Das kann bei handelsüblichen Flüssiggasen (Propan, Butan und Gemische aus Propan und Butan) sehr schnell verlaufen. Hier befindet sich der Stoff in einem  flüssigen und gasförmigen Gemisch im Druckbehälter. Bei Temperaturerhöhung steigt zum einen der Gasdruck an, zum anderen beginnt sich die Flüssigkeit auszudehnen und den über ihr befindlichen Gasraum zu verkleinern. Bei Flüssiggasen reichen schon Temperaturen unterhalb von 100 Grad aus, um den Stahlbehälter durch den Druckanstieg bersten zu lassen. Achtung: Bei Ansprechen des Sicherheitsventils, Verfärbung der Lackierung oder plötzlicher Verformung besteht höchste Explosionsgefahr. Die Feuerwehr kann solche Gasflaschen nur aus der sicheren Deckung heraus kühlen. Bei einem Druckgefäßzerknall können Teile des Behälters (wie Geschosse) mehrere hundert Meter weit weg geschleudert werden. Ist das Gas brennbar, so folgt dem Zerknall eine Explosion; denn pro Kilogramm Flüssiggas werden schlagartig etwa 500 Liter Gas freigesetzt.

-Vo-
(Quelle: Knorr, „Die Gefahren der Einsatzstelle“)  

 

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Von der hölzernen Veranda steht nur noch ein verkohltes Holzgerippe.


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Im Brandschutt finden die Wehrleute eine Flüssiggasflasche und …


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… die Überreste eines Gasgrills.


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Von der Steckleiter aus kontrolliert ein Feuerwehrmann die Dachhaut.


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Ein deutlicher Riss im Mauerwerk gibt Rätsel auf.


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Schweißtreibender Einsatz bei hochsommerlichem Wetter:
Die Wehrleute sind froh, als sie ihre Atemschutzgeräte ablegen können.