Kohlenmonoxid bringt Retter in Gefahr

CO-Warngeräte bieten guten Schutz

Die Gefahr durch Kohlenmonoxidgas ist für die Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und der Feuerwehr  offenbar größer, als bisher in Fachkreisen allgemein angenommen wird. In diesem Zusammenhang berichtet Christian Ehlert von aktuellen Vorfällen, die sich im Raum Osnabrück ereignet haben. Glücklicherweise sind die Einsatzkräfte dabei unverletzt geblieben. Ehlert ist bei der Berufsfeuerwehr Osnabrück für den vorbeugenden Brandschutz zuständig. Er ist gleichzeitig stellvertretender Leiter der Feuerwehr Löhne.
 


Verdacht auf Kohlenmonoxid: Die Einsatzstelle wird weiträumig abgesperrt, denn das
     Gas ist geruchlos und vor allem hoch giftig. (Foto: © Berufsfeuerwehr Wiesbaden)

 

Kohlenmonoxid ist ein tückischer Stoff. Das Gas ist hoch giftig und dabei vom Menschen nicht wahrnehmbar. Schon wenige Atemzüge davon können zum Tod führen. Die Kohlenmonoxidgefahr wird oftmals noch unterschätzt. „Darum ist es wichtig, den Rettungsdienst und die Feuerwehr entsprechend zu sensibilisieren“, sagt Christian Ehlert. Der Feuerwehrmann schildert einen konkreten Fall aus Osnabrück. Dort war das Kohlenmonoxid in einem Mehrfamilienhaus entstanden. Im Obergeschoss hatte sich eine gefährliche Gaskonzentration gebildet. Auf die näheren  Umstände soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. „Für mich war das der dritte Einsatz dieser Art innerhalb des letzten halben Jahres“, so Ehlert. Zunächst hatte es keinerlei Hinweise auf den Gasaustritt gegeben. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes waren dennoch (oder gerade deshalb?)  sehr umsichtig vorgegangen. Obwohl  Kohlenmonoxid nicht wahrnehmbar ist, hatten sich die Rettungsassistenten auf ihren Spürsinn verlassen. Christian Ehlert: „Und der sagte ihnen, dass hier etwas nicht stimmte!“ Einsatzkräfte der Feuerwehr wurden umgehend nachalarmiert. Sie rüsteten sich mit Atemschutzgeräten aus. Eine absolut notwendige Maßnahme, wie sich kurze Zeit später herausstelle. Drei Bewohner mussten nach Blutgasanalysen mit Verdacht auf Kohlenmonoxidvergiftungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden.  Für eine Person kam jede Hilfe zu spät. Dass der Austritt von Kohlenmonoxid über Stunden unbemerkt bleibt, ist keine Seltenheit. Oftmals sind schlecht gewartete Gasheizthermen oder Schornsteinanlagen die Ursache hierfür. Durch den unsachgemäßen Gebrauch von Gasheizstrahlern und Holzkohlegrills kann ebenfalls Kohlenmonoxidgas entstehen, mit dem niemand zuvor gerechnet hat.
 


Durch defekte oder schlecht gewartete Gasheizungen kann gefährliches CO-Gas
     entweichen. (Foto: © Berufsfeuerwehr Wiesbaden)
 
Die Feuerwehr Osnabrück hat aus den Vorfällen der letzten Monate erste Konsequenzen gezogen. „Für die Besatzungen der Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge sollen spezielle Warngeräte bestellt werden!“, so Ehlert. „Sie sollen während der Wachablösungen jeweils weitergegeben werden.“ Denkbar wäre auch, die Geräte an den Notfallrucksäcken zu befestigen, die auf jedem Rettungsdienstfahrzeug vorhanden seien. Christian Ehlert: „Die Industrie bietet bereits gute Geräte  an. Die Eingasatmosphärenwarngeräte bleiben nach dem Einschalten für zwei Jahre aktiv und garantieren so jederzeit den nötigen Schutz.“ Bei der Feuerwehr Spenge ist man ebenfalls bereits aktiv geworden. „Wir haben zur Absicherung unserer Einsatzkräfte zwei CO-Warngeräte beschafft“, bestätigt Wehrführer Thomas Reschke.
Kohlenmonoxid ist brennbar, explosiv, vor allem aber hoch giftig. Das Gas ist farb-, geruchs- und geschmacklos und gerade deshalb für den Menschen so gefährlich. Kohlenmonoxid bindet sich im Blut an die roten Blutkörperchen und verdrängt dadurch den Sauerstoff. Eine Art innerer Sauerstoffmangel setzt binnen Sekunden ein. Dabei werden die Organe, die besonders viel Sauerstoff verbrauchen, wie beispielsweise das Herz oder das zentrale Nervensystem, besonders schnell in Mitleidenschaft gezogen. Der  Stoff entsteht bei einem unvollständigen Verbrennungsvorgang.



Ein Feuerwehrmann wird vom Rettungsdienst versorgt. Er wird mit Verdacht auf
     eine CO-Vergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert. (Foto: © Berufsfeuerwehr Wiesbaden)


Die Berufsfeuerwehr Wiesbaden hat in einer Studie näher untersucht, wie groß die Gefährdung der Einsatzkräfte durch das giftige Kohlenmonoxidgas tatsächlich ist. Die Hessen kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: „Kohlenmonoxid-Warngeräte sind für die Feuerwehr unverzichtbar!“, sagt Feuerwehrdezernent Detlev Bendel. Im Untersuchungszeitraum, er fand von August 2011 bis März 2012 statt, kam es zu 34 Einsätzen, bei denen die Helfer erst durch ihre mitgeführten Gaswarngeräte auf eine gefährliche Kohlenmonoxidkonzentration in der Luft hingewiesen wurden.  Nach bekannt werden der Studie reagierten die Verantwortlichen in der hessischen Landeshauptstadt sofort. Im Mai 2012 wurden zunächst 25 CO-Warngeräte für den Rettungsdienst beschafft. Weitere Geräte gingen in der Folgezeit an die Berufsfeuerwehr und die Freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet. Für die Aktion konnte ein Sponsor gefunden werden.

                                                                                                                                                         -Vo-

 

 


Kohlenmonoxidgefahr:  Gasmessgeräte oder  Gaswarngeräte bieten einen guten Schutz für die Einsatzkräfte.
Das abgebildete Gerät von MSA (Altair Pro) verfügt über ein 3-fach Alarmsystem (akustischer Alarm, optischer Alarm u. Vibrationsalarm). (Foto: MSA)

 

 


Christian Ehlert ist bei der Berufsfeuerwehr Osnabrück für den
vorbeugenden Brandschutz zuständig. (Foto: Feuerwehr Löhne)