Alter Kramer-Schlepper kollidiert am Elseufer mit Rindvieh!

38. Schlauchbootwettfahrt der Löschgruppe Bünde-Ahle

Bünde. Eigentlich hatte die Jugendfeuerwehr Kirchlengern das ehrgeizige Ziel, ihren Erfolg aus dem vergangenen Jahr zu wiederholen. Am Ende scheiterte sie mit ihrem Vorhaben nur knapp. Die „Konkurrenz“ von der Jugendfeuerwehr Bielefeld-Süd 1 war gerade einmal 34 Sekunden schneller und hat den 38. Schlauchbootwettbewerb auf der Else, der am vergangenen Wochenende (28./29.04.2018) stattfand, gewonnen. Der Wanderpokal steht damit, zumindest bis zum nächsten Jahr, im Gerätehaus der Löschabteilung Bielefeld-Brackwede, wo die Feuerwehrjugend aus dem Süden ihr Domizil hat.

Es ist schon erstaunlich: Doch auch bei der 38. Neuauflage des Schlauchbootturniers sind der Löschgruppe Bünde-Ahle die Ideen nicht ausgegangen. „Meine Jungs haben den Anspruch, immer wieder etwas Neues zu bringen“, sagt Sven Kuhlmann, der die Einheit leitet. In diesem Jahr haben sie den Wettbewerb unter das Motto „Landwirtschaft“ gestellt. Er erklärt die Ausgangslage mit wenigen Worten: „Ein Traktor samt Gülle-Anhänger ist mit einer Kuh kollidiert. Das Tier ist durch den Unfall in die Else gefallen und der Gülle-Wagen die Uferböschung hinabgerutscht!“ Der Traktor verliere außerdem Öl. „Die Einfälle zum diesjährigen Schlauchbootwettbewerb haben wir beim Kegelabend im Januar gesammelt“, beschreibt Kuhlmann die kreative Phase zu Beginn des Jahres.

 
Die JF Bad Oeynhausen-Wulferdingsen am Glücksrad, wo eine von sechs Rechenaufgaben ausgelost wird.

 

Kuh gerettet, Gülle umgepumpt, Traktor gesichert!

22 Mannschaften nehmen am Samstag am Durchlauf der Jugendfeuerwehren teil. Das Starterfeld kommt aus dem gesamten Wittekindsland, dem benachbarten Oberzentrum Bielefeld und den Nachbarkreisen Minden-Lübbecke und Gütersloh. Am frühen Nachmittag sind die Jungfeuerwehrleute aus dem Bielefelder Süden mit ihrer ersten Mannschaft an der Reihe. Sie drehen zunächst am Glücksrad, wo die Auswahl auf eine von sechs Rechenaufgaben fällt. Die Bielefelder müssen die Einsatzlänge der dreiteiligen Schiebleiter parat haben und den Wert verdoppeln. Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs wird die richtige Lösung noch von Bedeutung sein. Jetzt beginnt der eigentliche „Rettungs- und Hilfeleistungseinsatz“. Beim Überfahren der Start- und Ziellinie löst die neunköpfige Besatzung des Schlauchbootes „Else 1“ per Bewegungsmelder die Zeitnahme aus. Hauptschiedsrichter Ralf Häcker steht mit der Stoppuhr am Fenster seines „Kommandostandes“ und behält die Situation im Blick. Mit schnellen Paddelschlägen eilen die Jugendlichen zunächst der verunglückten „Kuh“ zur Hilfe, die von einem Kinderhüpftier gedoubelt wird. Milena (17) und Lea (14), die im Boot ganz vorne sitzen, befestigen das schwarz-weiß gefleckte „Rindvieh“ am Kranausleger, der quer über dem Fluss liegt. Per Rollschlitten schieben sie das Tier zum Ufer. Die Szenerie an der nächsten Station wirkt besonders authentisch: Ein Gülle-Wagen, der hinter einem Traktor hängt, ist in den Fluss geschliddert. Schiedsrichter Maik Tempelmeier beschreibt die Aufgabe „Es geht darum, die Jauche aus dem Gülle-Wagen zu pumpen!“  Die Jungfeuerwehrleute fügen dazu eine dreiteilige Schlauchleitung zusammen, verbinden diese mit dem Domdeckel des Güllefasses und betätigen anschließend den Schalter für die Pumpe. Sekunden später strömt die „Jauche“, für die Übung findet natürlich Flusswasser Verwendung, in das 1.000 Liter Gebinde am Ufer. Als nächstes geht es darum, den Unfall-Traktor zu sichern. Dazu legen die Jungfeuerwehrleute aus Bielefeld an einem senkrechten Balken drei Knoten an. „Gezeigt werden müssen der Zimmermannsschlag, Mastwurf und doppelte Ankerstich“, erläutert Wertungsrichter Tim Klegg. Übrigens kann der alte Ackerschlepper vom Typ Kramer (Baujahr 1957, Leistung 11 PS), der bedrohlich nahe am Fluss steht, tatsächlich nicht abrutschen. Die Helfer der Löschgruppe Bünde-Ahle haben ihn mit dicken Seilen an Betonpollern gesichert. Nachdem die Besatzung das Schlauchboot durch die Slalomstrecke manövriert hat,  geht es in schneller Fahrt stromabwärts zur letzten Station. Hier schöpfen  die Nachwuchsbrandschützer aus dem Oberzentrum - entsprechend dem Ergebnis ihrer Rechenaufgabe - exakt 24 Ölbindemittelwürfel mit einer Kelle aus dem Wasser. Am Ufer steht schließlich noch eine letzte kniffelige Aufgabe auf dem Programm. Mit dem hydraulischen Spreizer und viel Fingerspitzengefühl ziehen die Jugendlichen Holzbohlen aus einem mannshohen Stapel von Kanthölzern, ohne dass der Turm am Ende zusammenstürzt. Für jeden herausgelösten Balken gibt es eine Gutschrift, die in die Endabrechnung einfließt.

 


Das Team der JF Halle nimmt an der Startlinie Fahrt auf.

 

Mit Zuckerwatte und Popcorn Wartezeit versüßt

Die Zeit bis zur Siegerehrung vergeht wie im Flug. Während viele Jugendliche mit ihren Betreuern die „Konkurrenz“ auf dem Wasser beobachten, vergnügen sich andere am sechs Meter hohen Kletterturm oder auf der Hüpfburg. Timo (15), Kim-Joel (14) kümmern sich währenddessen gemeinsam mit Stadtjugendfeuerwehrwart Maik Beckmann und Tanja Dörken um den Verkauf von Zuckerwatte und Popcorn. „Das kommt gut an“, meint Beckmann. „Wir kommen mit der Produktion kaum nach!“

 Während der Siegerehrung lobt Bündes stellvertretender Bürgermeister Martin Lohrie, der vor 18 Jahren zum ersten Mal den Schlauchbootwettbewerb besuchte, die  Löschgruppe Bünde-Ahle. „Es ist bemerkenswert, wie sich die Veranstaltung in den vergangenen Jahren entwickelt hat!“ Für Peer Grieger, den stellvertretenden Landesjugendfeuerwehrwart, macht das jährlich wechselnde Motto den  besonderen Reiz des Wettbewerbs aus. Er  überbringt die besten Wünsche der Jugendfeuerwehr NRW. Wehrführer Rüdiger Meier richtet ein besonderes Lob an Benjamin Büttke. Der hat in monatelanger Arbeit einen neuen Wanderpokal modelliert, nachdem die Jugendfeuerwehr Kirchlengern nach drei Siegen in Folge den alten behalten darf. Die neue Trophäe zeigt wiederrum das Schlauchboot „Else 1“ samt Besatzung als maßstabsgerecht verkleinertes Modell, wobei Büttkes Detailgenauigkeit wohl nicht zu übertreffen ist.

 

                                                                                                                       Von Jens Vogelsang

                                                                                                                       (Text u. Fotos)

 

Die Ergebnisse der 38. Schlauchbootwettfahrt (in Klammern die Gesamtzeiten):
1. JF Bielefeld-Süd 1 (8:30), 2. JF Kirchlengern 2 (9:04), 3. JF Bünde (11:07), 4. JF Bielefeld-Ost 1 (11:34), 5. JF Kirchlengern 1 (12:57), 6. JF Bielefeld-Ost 2 (13:14), 7. JF Halle (13:53), 8. JF Gütersloh (14:04), 9. JF Rödinghausen-Süd (14:25), 10. JF Vlotho 2 (14:29), 11. JF Spenge-Nord (14:41), 12. JF Spenge-Süd (16:07), 13. JF Gohfeld-Wittel (16:09), 14. JF Bielefeld-West-Vilsendorf  (16:16), 15. JF Löhne-Obernbeck (16:40), 16. JF Enger (17:17), 17. JF Vlotho 1 (17:18), 18. JF Bielefeld-West-Hoberge (18:56), 19. JF Bielefeld-Süd 2 (20:38), 20. JF Steinhagen (20:49), 21. JF Löhne-Mennighüffen (22:07), 22. JF Bad Oeynhausen-Wulferdingsen (24:33)

 


Hauptschiedsrichter Ralf Häcker behält am Fenster seines Kommandostandes den Startvorgang im Blick. 

 


Zunächst muss das schwarz-weiß gefleckte „Rindvieh“ in Sicherheit gebracht werden.

 

 

 


Am Ufer steht ein alter Ackerschlepper vom …

 


… Typ Kramer.

 


Der angehängte Gülle-Anhänger ist in die Else gerutscht.

 


Die Jungfeuerwehrleute stellen eine Schlauchverbindung her, sodass ...

 


… die Flüssigkeit in einen Ersatztank am Ufer gepumpt werden kann.

 


Jennifer (17) legt für die JF Bielefeld-Ost die Knoten an.
Damit soll die Sicherung des Traktors symbolisiert werden.

 

 


Bei der JF Bielefeld-West-Hoberge besteht noch Beratungsbedarf über die Anzahl der

 Ölbindemittelwürfel, die aus dem Wasser geschöpft werden müssen.

 

 


Die JF Bielefeld-Süd löst gemeinsam ihre Rechenaufgabe. …

 


… danach beginnt  für das Team die „Rettungsfahrt“ im Schlauchboot.

 


Einige Jugendliche übertreiben es und nehmen ein Bad im eiskalten Elsewasser.

 


Die Jungfeuerwehrleute der Löschabteilung Bielefeld-West-Vilsendorf zeigen

am Holzbohlenturm Fingerspitzengefühl. Sie können sieben Holzbalken mit dem
hydraulischen Spreizer herausziehen, ohne das dieser zusammenbricht.

 

 


Stadtjugendfeuerwehrwart Maik Beckmann (Mitte) und sein Team verkaufen
Zuckerwatte und Popcorn. Das kommt gut an: „Wir kommen mit der Produktion kaum
nach!“ 

 

 

 


Stellvertretender Landesjugendfeuerwehrwart Peer Grieger aus Bielefeld (r) und

stellvertretender Kreisjugendfeuerwehrwart Markus Wonsch gehören zu den Gästen der Veranstaltung.

 


Die Spannung ist groß, …

 


… als Löschgruppenführer Sven Kuhlmann (am Mikrofon) die Platzierungen verkündet.

 


Die Jugendfeuerwehren Bünde (Rang 3.), …

 


.. Kirchlengern (Rang 2.) und …

 


… Bielefeld-Süd (Rang 1.) erhalten die Siegerpokale.

 


Gruppenfoto der Mannschaft Bielefeld-Süd, die den Schlauchbootwettbewerb in diesem Jahr gewinnen kann.

 


Benjamin Büttke hat  den Wanderpokal mit viel Liebe zum Detail gestaltet.

 Paddeln 2018 Drohne 24715
Das Veranstaltungsgelände an der Else aus der Vogelperspektive. (Foto: Lars Vienop, FW Bünde)

Paddeln 2018 Drohne 24740
(Foto: Lars Vienop, FW Bünde)