Ein Übungskoffer für den ABC-Erkunder

Teledos-System ermöglicht realistische Messfahrten

DSC 0936Kreis Herford. Kommt es zum Austritt von ABC-Gefahrstoffen muss die Feuerwehr vorsorglich Maßnahmen treffen, um eine weitere Gefährdung von Mensch und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Mit dem ABC-Erkundungskraftwagen, in Fachkreisen kurz ABC-Erkunder genannt, sind die Wehrleute in der Lage, bereits während der Fahrt Messungen durchzuführen und einen bestehenden Anfangsverdacht zu konkretisieren. Damit das im Ernstfall reibungslos klappt, hat der Kreis Herford erst kürzlich ein Übungsmess-System erhalten. Die Besatzung des Erkunders kann jetzt im Schulungsbetrieb radiologische und chemische Stoffe aufspüren, ihre Konzentration feststellen und Zusammensetzung analysieren.

Realistische Übungen waren bisher mit dem modernen Messfahrzeug, das zur Ausrüstung der ABC-Einheit der Feuerwehr Herford gehört, kaum möglich. „Ein radioaktiver Übungsstrahler darf nur unter Aufsicht eingesetzt werden“, so deren Leiter Sven Büttner. Die Besatzung, die eigentlich eine unbekannte Lage trainieren soll, weiß deshalb meistens schon vorher, wo er zu finden ist. Außerdem, so Büttner, verbiete sich das Freisetzen von chemischen Stoffen zu Übungszwecken von selbst.

Radioaktiver Strahler und echte Chemikalien

Genau an dieser Stelle setzt die Lösung des Unternehmens Teledos an. Mit dem System des Ingenieurbüros aus dem niederrheinischen Kaarst lässt sich die Freisetzung von chemischen Stoffen und radioaktiven Punktquellen nachstellen. Dabei handelt es sich keinesfalls um eine reine Software-Simulation. Teledos arbeitet vielmehr mit einem aktiven Strahler und echten Chemikalien. Die Dosierung erfolgt allerdings in geringsten Mengen. „Die gesamte Technik lässt sich problemlos in einem Koffer transportieren“, erläutert Pascal Pörtner vom ABC-Zug. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Modulen zur atomaren und chemischen Dosierung, einem Computer sowie dem Zubehör zur Verkabelung. „Es gibt zwei Verdampfer, die mit kleinen Pumpen arbeiten, um die chemischen Stoffe in verschiedenen Konzentrationen zu simulieren“, sagt Pörtner. Andererseits werde die radioaktive Dosis gesteigert, indem ein kleiner Schlitten, auf dem sich der Strahler befinde, näher zum Zentrum des Messgerätes bewegt werde. Mittels Satellitennavigation lassen sich zudem standortabhängige Werte erzeugen. Die Teledos-Grundeinheit wird mit wenigen Handgriffen am Erkundungsfahrzeug montiert. Die Chemikalien können im Rahmen der Übungsfahrt auch variiert werden.
Insgesamt fünf Gerätekoffer hat das Land für den Regierungsbezirk Detmold beschafft. Das Personal, darunter die Mannschaft der ABC-Einheit Herford, wurde in einer achtstündigen Schulung eingewiesen. Die Ausbilder sind nun in der Lage, realistische Übungsszenarien zu erstellen. Die Simulationstechnik lässt sich dazu über einen eingebauten WLAN-Hotspot programmieren. Als Ergebnis zeigt die Messtechnik die chemische Konzentration (C-Lagen) bzw. die Strahlungsintensität (A-Lagen) ortsbezogen an. Die Besatzung kann auf diese Weise den Ernstfall taktisch trainieren. „Übungsschwerpunkte bilden die Bedienung der Messgeräte samt Messrechner und die Auswertung der Ergebnisse“, so Sven Büttner.

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Der ABC-Erkunder der Feuerwehr Herford ist mit modernster Messtechnik ausgerüstet.
Das Auto kann ab sofort auch für realistische Übungsfahrten eingesetzt werden. Das Land hat dazu die nötige
Simulationstechnik beschafft. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

Umgebungsluft wird angesaugt

Der ABC-Erkunder ist ein wahres Hightech-Fahrzeug. Es wurde im Jahr 2013 vom Land NRW im Rahmen des Katastrophenschutzes beschafft. Mit ihm lassen sich giftige Gase, aber auch radioaktive Strahler bereits während der Fahrt aufspüren. Der Mercedes Sprinter (192 PS, Allradfahrgestell) im Wert von rund 200.000 Euro ist dazu mit modernsten Messgeräten ausgerüstet. Eingebaut seien ein Dosisleistungsmessgerät für den Strahlenschutz, ein Photoionisationsdetektor zur Analyse von chemischen Verbindungen in der Umgebungsluft und ein Ionenmobilitätsspektrometer (IOM), zählt Büttner auf. Letzterer erkenne in der angesaugten Luft giftige Stoffe wie Chlor, Schwefeldioxid und Blausäure. Das Gerät greift dazu auf eine Datenbank zurück. Mit GPS-Unterstützung werden die Messergebnisse anschließend auf einer elektronischen Karte grafisch dargestellt und per Digitalfunk an die Messleitkomponente übermittelt. „Der Absperrbereich lässt sich so bei einem Chemieunfall genau eingrenzen!“
(Infos: Pascal Pörtner, ABC-Einheit Herford; Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

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Das Übungs- und Trainingsgerät mit der Steuereinheit für Chemikalien. (Foto: FW Herford)

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Es findet in einem Koffer Platz. (Foto: FW Herford)

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Die Teledos-Grundeinheit wird mit wenigen Handgriffen am
ABC-Erkunder montiert. (Foto: FW Herford)


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Mit der Simulationstechnik lässt sich das „Schadensausmaß“, so wie bei einer
realen ABC-Lage, bestimmen und grafisch darstellen. (Foto: FW Herford)