Neugierige an die Hand nehmen und in die Löschgruppen führen!

Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Kirchlengern

Kirchlengern. Mitarbeiterprämien für besondere Leistungen sind in der freien Wirtschaft nichts Ungewöhnliches.  Die Gemeinde Kirchlengern will es genauso machen und auf diese Weise ihre Freiwillige Feuerwehr verstärken. Jeder Aktive, der ein neues Mitglied für die Einsatzabteilung wirbt, soll in Zukunft eine Geldprämie erhalten. Das hat Bürgermeister Rüdiger Meier während der Jahreshauptversammlung der Wehr am vergangenen Freitag (24.02.2017) angekündigt. Meier bezeichnete das Vorhaben als lohnenswerten Versuch. „Eine Erfolgsgarantie gibt es allerdings nicht!“

 

 

 

Wehrführer Frank Rieke hatte die Feuerwehrleute der Elsegemeinde und zahlreiche Ehrengäste  in das AWO-Begegnungszentrum am Schimmelkamp eingeladen.  Die sehr gute Resonanz  der Jahreshauptversammlung - der große Saal war bis auf den letzten Platz belegt - täuschte allerdings über die personellen Probleme der Wehr hinweg. Eigentlich müssten in den Löschgruppen Nord (Stift Quernheim-Klosterbauerschaft), Mitte, Kirchlengern und Südlengern  135 Ehrenamtliche ihren Einsatzdienst versehen. So jedenfalls sieht es der Brandschutzbedarfsplan vor. Tatsächlich gibt es momentan aber nur 101 Aktive. Der Bürgermeister sprach von einer deutlichen Lücke.  „Eine Lücke die gefüllt werden muss, damit die Feuerwehr ihre Aufgaben erfüllen kann!“

 

Bürgermeister Rüdiger Meier: „Die Bundeswehrreform war ein Fehler!“

Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren für das Feuerwehrehrenamt in zunehmendem Maße verschlechtert.  Der demografische Wandel, Ganztagsunterricht und die veränderten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt sind die Ursachen dafür. Mit einer groß angelegten Werbekampagne, die gerade angelaufen ist, wollen das Land NRW und der Verband der Feuerwehren NRW gegensteuern und neue Mitglieder anwerben. Eine solche Kampagne könne aber  nur der Aufmacher sein, meinte Meier.   „Ich muss diejenigen, die neugierig geworden sind, an die Hand nehmen und in die Löschgruppen führen!“  Der Bürgermeister beließ es am Freitagabend nicht bei gut gemeinten Ratschlägen.  „Wir setzen als Gemeinde eine Werbeprämie für jeden Aktiven aus,  der nachhaltig ein neues Mitglied anwirbt!“  Meier sprach von einem finanziellen Anreiz, der sich lohnt, ohne die genaue Höhe der Prämie zu beziffern. Jede einzelne Löschgruppe soll nach seinen Worten ebenfalls einen Betrag für die Mannschaftskasse erhalten, sobald die Sollstärke erreicht ist.  Der Verwaltungschef nahm am Freitagabend kein Blatt vor den Mund. „Ich mache keinen Hehl daraus: Die Bundeswehrreform war ein großer Fehler!“  Er sieht in einem  verpflichtenden Bürgerdienst eine große Chance, die Probleme im Lande zu lösen. „Junge Menschen müssen sich entscheiden können: Will ich auf den Panzer  oder ins Altenheim!“

 

Kartoffelacker von der Straße geschippt

Die Feuerwehr Kirchlengern war im vergangenen Jahr stark gefordert. Das machte stellvertretender Wehrführer Klaus Westerholz deutlich, der den Jahresbericht vortrug.  Zu insgesamt 223 Einsätzen waren die Wehrleute ausgerückt.  Sie befreiten 14 Menschen aus Notlagen, löschten 30 Brände (davon ein Großfeuer und drei Mittelbrände) und beseitigten 84 Wasser- und Sturmschäden.  Anfang Juni 2016 war die Wehr nach heftigen Regenfällen im Dauereinsatz.  Die Wassermassen hatten zahlreiche Keller überflutet und einen kompletten Kartoffelacker auf die Rehmerloher Straße gespült.  Am Tag darauf sei es mit neuen Starkregenfällen weitergegangen, erinnerte  Westerholz.  In der Nacht vom  3. auf den 4. Juni habe man schließlich  noch einen Großbrand löschen müssen.  Damals brannte in einem Wohngebiet in Südlengern ein Doppelcarport lichterloh.  Die immense Strahlungswärme erfasste das Wohnhaus und beschädigte zwei weitere, benachbarte Hausfassaden.  In der ersten Juniwoche hatte es somit dreimal Gesamtalarm für die Feuerwehr Kirchlengern gegeben. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Westerholz, der seit 36 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist.  Der stellvertretende Feuerwehrchef zeigte sich stolz: „Wir haben die Einsätze und gleich im Anschluss auch noch den Kreisjugendfeuerwehrtag mit Bravour gemeistert!“ Die Feuerwehr Kirchlengern nahm im vergangenen Jahr erneut mit allen Einheiten am Leistungsnachweis des Kreisfeuerwehrverbandes in Hiddenhausen-Eilshausen teil.  Auch dafür lobte Westerholz, der nach eigenem Bekunden ein Verfechter des Wettbewerbs ist,  seine Mannschaft.  „Ich hoffe, dass das 2017 so weitergeht!“ Außerdem besuchte  im letzten Jahr eine Feuerwehrabordnung aus Kirchlengern die   Partnergemeinde Tännesberg (Landkreis Neustadt an der Waldnaab). Dort habe man die Übergabe eines neuen Löschfahrzeugs an die örtliche Wehr zünftig bayerisch gefeiert.

 
Die Jugendfeuerwehr ist eine starke Truppe (Foto: Tim Erdbrügger, FW Kirchlengern)

 


Sie führt auf dem Obernolte-Firmengelände eine Großübung durch. (Foto: Tim Erdbrügger, FW Kirchlengern)

 

Matthias Kuhle (Ausbildungsbeauftragter): „Dieser Tag hat zusammengeschweißt!“

Die Feuerwehraktiven aus der Elsegemeinde absolvierten im zurückliegenden Jahr ein straffes Ausbildungsprogramm. Matthias Kuhle, Ausbildungsbeauftragter der Wehr, sprach von einer überdurchschnittlich hohen Zahl an Lehrgängen und Seminaren, die von den Teilnehmern mit überwiegend sehr guten und guten Ergebnissen gemeistert worden seien. Acht junge Feuerwehrleute absolvierten auf Gemeindeebene ihre Grundausbildung, zehn Aktive nahmen an einer Truppführer-Vorbereitung teil und vierzehn an einer Schulung zur Absturzsicherung. Auf Kreisebene besuchten 42 Ehrenamtliche die unterschiedlichsten Seminare und Lehrgänge. Bereits im März 2016 waren 32 Wehrleute aus allen vier Löschgruppen zum Institut der Feuerwehr nach Münster gereist. In der Übungshalle der Feuerwehrschule trainierten sie die Menschenrettung und Brandbekämpfung. Der Tag verlief sehr harmonisch und kameradschaftlich. „Er hat die Mannschaft zusammengeschweißt“, resümierte Kuhle.

Die Feuerwehr Kirchlengern verfügt über eine starke Jugendgruppe, der momentan 42 Jungen und acht Mädchen angehören. Betreuer Daniel Lange erinnerte während der Jahreshauptversammlung an die Aktivitäten im vergangenen Jahr. So führte der Nachwuchs einen Berufsfeuerwehrtag und im Juli eine Großübung auf dem Gelände der Firma Obernolte durch. „Die Jugendlichen sind immer mit großem Eifer und Ehrgeiz bei der Sache gewesen!“ Die Mitglieder der   Ehrenabteilung  trafen sich im letzten Jahr elf Mal. Ein Grillfest und die Besichtigung der Feuerwache Löhne standen daneben auf dem Programm, wie stellvertretender Vorsitzender Heinz-Dieter Schmölzmeier berichtete. Sowohl die Jugendgruppe als auch die Ehrenabteilung bestehen in diesem Jahr seit 25 Jahren. Beide Jubiläen sollen gebührend gefeiert werden, wie während der Jahreshauptversammlung herauszuhören war.

 

Fahrgemeinschaft zur Staatskanzlei

Die „Tagesalarmbereitschaft Hettich“ hat sich mittlerweile etabliert. 16 Mitarbeiter des Unternehmens gehören zu der Gruppe, die unter Leitung von Brandoberinspektor Dirk Erdbrügger steht und die Feuerwehr Kirchlengern bei zeitkritischen Einsätzen am Tag unterstützt. Firmenchef Dr. Andreas Hettich (5.900 Mitarbeiter) wurde für sein Engagement erst jüngst von Innenminister Ralf Jäger als vorbildlicher Arbeitgeber geehrt. Die Delegation aus Kirchlengern hatte damals  eine Fahrgemeinschaft gebildet: Dr. Andreas Hettich, Bürgermeister Rüdiger Meier, Wehrführer Frank Rieke und Dirk Erdbrügger fuhren gemeinsam zur Staatskanzlei nach Düsseldorf.

 


Dr. Andreas Hettich (Mitte) wird von Innenminister Ralf Jäger (l) geehrt. Die
Tagesalarmbereitschaft des Unternehmens, die von Dirk Erdbrügger (r) geleitet wird,
ist im Sicherheitssystem der Gemeinde Kirchlengern eine feste Größe.  (Foto: Hettich Kirchlengern)

 

Architekt war bereits fleißig

Die Gemeinde Kirchlengern wird in den nächsten Monaten umfangreich in die Ausrüstung ihrer Feuerwehr investieren. So bekommt die Löschgruppe-Nord ein neues  Löschgruppenfahrzeug 10. Der Haupt- und Finanzausschuss hatte dafür noch kurz vor der Jahreshauptversammlung einen entsprechenden Beschluss gefasst. Die Planungen für den  Umbau und die Erweiterung des Gerätehauses im Norden  sind ebenfalls angelaufen. Architekt, Verwaltung und Feuerwehr hätten bereits eine erste Gesprächsrunde geführt, wie Bürgermeister Meier sagte. „Wir werden eine gute Lösung hinbekommen!“ Das Ausschreibungsverfahren dauert für ein Bauprojekt dieser Größenordnung erfahrungsgemäß acht Monate. Baustart dürfte damit frühestens Anfang kommenden Jahres sein.

 

                                                                                                                           Von Jens Vogelsang
                                                                                                                           (Text u. Fotos)        

 

Ehrungen, Beförderungen und Verabschiedungen während der Jahreshauptversammlung

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Silber (25 Jahre)

Ingo Goretzki

 

Ehrungen des Verbandes der Feuerwehren (VdF NRW)

Uwe Heidemann, 40jährige Mitgliedschaft

 

Beförderungen

Sascha Hunting zum Oberfeuerwehrmann, Jan-Niklas Schleef zum Unterbrandmeiser


Ernennung
Thomas Brinkjost zum stellv. Leiter der LG Kirchlengern-Nord



Verabschiedung aus dem aktiven Dienst
Dietmar Bekemeier

 

 

 


Wehrführer Frank Rieke (am Mikrofon) hat zur Jahreshauptversammlung in das 
Begegnungszentrum am Schimmelkamp eingeladen.  

 


Sein Stellvertreter, Klaus Westerholz, erinnert an die besonderen Einsätze und Aktivitäten im letzten Jahr.

 


Innerhalb einer Woche wurde dreimal Großalarm ausgelöst. Klaus Westerholz:
  „So etwas habe ich in 36 Jahren noch nicht erlebt!“

 

 

 


Matthias Kuhle lobt die hohe Ausbildungsbereitschaft der Aktiven

 


Daniel Lange: „Die Jugendlichen sind immer mit großem Eifer und Ehrgeiz bei der Sache gewesen!“

 


Heinz-Dieter Schmölzmeier berichtet über die Aktivitäten der Ehrenabteilung.


Die Feuerwehr Kirchlengern hat zu wenig Aktive. Bürgermeister Rüdiger Meier sucht nach Lösungen.

 


KBM Wolfgang Hackländer berichtet, dass die Mitgliederzahlen kreisweit gesunken seien.
„Weniger Aktive und steigende Einsatzzahlen sind kein gutes Zeichen!“

 

 


Ingo Goretzki wird mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber geehrt.

 


Uwe Heidemann ist seit 40 Jahren aktiv und erhält dafür die Sonderauszeichnung des Verbandes der Feuerwehren NRW.

 


Gruppenfoto der Geehrten und Beförderten