Vom Gürtlermeister zum Globalplayer

150 Jahre Rosenbauer

Rosenb AT Ausfahrt WerkLeonding (Oberösterreich). Die Rosenbauer International AG ist heute ein weltweit agierender Feuerwehrausrüster. Auf allen Kontinenten vertrauen die Feuerwehrleute auf die bewährte Technik aus Österreich. Die Anfänge des Unternehmens reichen mittlerweile 150 Jahre zurück. Johann Rosenbauer, Gürtlermeister und begeisterter Feuerwehrmann, machte anno dazumal sein Hobby zum Beruf. Er gründete in Linz den ersten oberösterreichischen Feuerwehrrequisitenhandel. Vom Handwerksmeister bis zum Global-Player war es ein weiter Weg. Redaktion: kfv-herford.de berichtet, wie sich das Unternehmen im Verlaufe der Jahre entwickelt hat und mit welchen innovativen Entwicklungen Rosenbauer die Welt ein Stück sicherer gemacht hat.

Wir schreiben das Jahr 1866: Linz ist ein beschauliches Städtchen mit etwa 27.000 Einwohnern. Doch der Ort wächst und ist auf dem Weg zu einem wichtigen Handelsstandort. Handwerksbetriebe und Manufakturen wachsen aus dem Boden. In der nahen Tabakfabrik produzieren tausend Arbeiter jährlich 40 Millionen Zigaretten. Ihre Arbeitszeit beträgt täglich zwölf bis sechzehn Stunden. Auf den Straßen herrscht geschäftiges Treiben. Pferde- und Ochsenfuhrwerke passieren die einzige Donau-Brücke in Oberösterreich. Ein gewisser Johann Rosenbauer erkennt die Zeichen der Zeit oder vielmehr der beginnenden Industrialisierung und der daraus herrührenden Brandgefahren. Der Gürtlermeister (Metallbildner) eröffnet auf der Spittelwiese das „Erste oberösterreichische Feuerwehrausrüstungsgeschäft“.

Mitgliedskarte Nummer 1

Im Juli 1866 findet in der städtischen Turnhalle die Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Linz statt. Johann Rosenbauer wird zum stellvertretenden Kommandanten gewählt. Auf seiner Mitgliedskarte mit der Nummer 1 ist vermerkt: „Johann Rosenbauer, Gürtlermeister und Feuerwehrrequisitenlieferant“. In Oberösterreich werden im Verlaufe der nächsten Jahre allen Ortes Freiwillige Feuerwehren aus der Taufe gehoben. Ihr Bedarf an Ausrüstung ist groß und Rosenbauer liefert ihnen Löscheimer, Schläuche, Spritzen, Leitern und Löschkarren. Rasch kombiniert der Kaufmann seine im Einsatz gewonnenen Erfahrungen mit seinem erfinderischen Talent und beginnt selber mehrteilige Leitern zu konstruieren. Sie werden auf einem einachsigen Karren transportiert, mit einem Seilzug auseinandergezogen und können auch freistehend bestiegen werden.

Koebe-Pumpe in Lizenz gebaut

Sohn Konrad übernimmt die Geschäfte seines Vaters. Er kauft im Jahr 1906 gemeinsam mit Geschäftspartner Heinrich Kneitschel ein altes Fabrikgebäude und beginnt selber „Lösch- und Wehrgeräte“ zu produzieren. Für teure Neuentwicklungen fehlt allerdings das Geld. 23 Arbeiter fertigen daher in der Linzer Manufaktur zunächst bewährte Feuerwehrtechnik in Lizenz. Mit der Abprotzspritze „Triumpf“ des deutschen Spritzenherstellers Koebe aus dem brandenburgischen Luckenwalde machen sie den Anfang. 1919 montiert Rosenbauer eine Pumpe auf ein Automobil und das erste Feuerwehrauto rollt durch Linz. Die Einsatzfahrzeuge für die Feuerwehr haben die Alpenländler in den folgenden fast 100 Jahren mit neuen Innovationen immer weiter entwickelt und perfektioniert. So liefern sie 1923 erstmals ein Feuerwehrauto mit Vorbaupumpe.

vorbau
1923 liefert Rosenbauer erstmals ein Einsatzfahrzeug mit Vorbaupumpe.
Die Wasserentnahmestelle ist dadurch besser zu erreichen.
(Foto: Rosenbauer International AG)

Hochdruck-Nebellöschverfahren und Foamatic-Technik

Unter Firmenchef Hans Weinmeister wird 1933 die erste tragbare Kreiselpumpe mit eigenem Rosenbauer-Motor ausgeliefert. Während der Kriegsjahre läuft die Einheitsspritze TS 8 vom Band, die 800 Liter Wasser bei einem Ausgangsdruck von acht Bar liefert. In den 1950er Jahren entwickelt Rosenbauer eine Pumpe, die einen unglaublichen Druck von bis zu 60 Bar schafft. Das erste „Hochdruck-Nebellöschverfahren“ in Europa lässt die Fachwelt aufhorchen. In den sechziger Jahren liefert das Unternehmen die ersten Sonderlöschfahrzeuge nach Osteuropa. Zum Schutz der Chemischen Werke Leuna bestellt die DDR ein Schaumlöschfahrzeug, das 5.500 Liter Wasser und 3.000 Liter Schaummittel im Tank hat. Für 35 Millionen Schilling entsteht in Leonding bei Linz die neue, 10.000 Quadratmeter große Produktionsstätte der Konrad Rosenbauer KG, die 1968 in Betrieb geht.
Der Konstrukteure entwickeln ein automatisches Schaumzumischsystem, das mit einer mechanischen Dosierklappe arbeitet. Die Schaumzumischung passt sich nun selbsttätig an die Wasserfördermenge an. Ohne die patentierte Foamatic-Technik verlässt in den Siebzigern kein Flugfeldlöschfahrzeug (FLF) mehr das Werk in Leonding.

6x6
Das Flugfeldlöschfahrzeug (FLF) Faun 6x6 am Flughafen Nürnberg ist 1974 mit einer Schaumzumischanlage
vom Typ Rosenbauer-Foamatic ausgerüstet.
(Foto: Rosenbauer International AG)

Mit dem Simba, den Rosenbauer 1980 auf der Interschutz in Hannover präsentiert, haben die Österreicher erstmals ein eigenes Flugfeldlöschfahrzeug im Programm, mit dem sie der Konkurrenz aus England und Amerika Paroli bieten können. Vor allem die großflächig verglaste Fahrerkabine des „Löwen“, für den der deutsche Hersteller Titan das Fahrgestell liefert, seine Ergonomie und Bedienung setzen Maßstäbe. Rosenbauer hatte zuvor alle wichtigen Flughäfen der Welt zu den Anforderungen an ein modernes Flugfeldlöschfahrzeug befragt. Ein Zweizylinder-Boxer-Motorradmotor von BMW bildet das Herzstück der neuen, besonders leichten Pumpengeneration Fox, die der Feuerwehrausrüster 1988 an den Start bringt. Innerhalb der ersten zwei Jahre werden bereits 1.000 Einheiten verkauft. Zum 125-jährigen Firmenjubiläum bringt Rosenbauer den Panther an den Start. Es handelt sich um eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängermodells Simba. Während der Interschutz 2015 zeigen die Österreicher die vierte Generation ihres innovativen Flugfeldlöschfahrzeugs. Sie haben die 6x6-Version mit schwarzem Blechkleid (750 PS, 12.500 Liter Wasser, 1.500 Liter Schaum, 250 Kilo Pulver) und die 4x4-Version in lemongrüner Lackierung (700 PS, 6.200 Liter Wasser, 750 Liter Schaum, 250 Kilo Pulver) mit nach Hannover gebracht.
Für den (Extrem-) Einsatz in der Wüste entwickelt Rosenbauer mit dem „Buffalo extrem“ das größte Löschfahrzeug der Welt. Das Fahrzeug basiert auf der Schwerlastzugmaschine „Paul Heavy Mover“ der Passauer Firma Paul Nutzfahrzeuge. Mit seinem allradgetriebenen Schwerlastchassis und dem 420 kW starken Mercedes-Aggregat, das mit seinem Spezialkühlsystem für tropisches Klima geeignet ist, kann der 68-Tonner 33.000 Liter Löschmittel zum Einsatzort transportieren. Die mannshohe Spezialbereifung von Michelin ermöglicht im Offroad-Betrieb eine Spitzengeschwindigkeit von 65 Stundenkilometern.

Rosenb Fox S
Die Tragkraftspritze Fox bringt Rosenbauer 1988 an den Start. Sie wird von einem
Zweizylinder-Boxer-Motorradmotor von BMW angetrieben, der sie besonders leicht macht.
(Foto: Rosenbauer International AG)

Rosenb Panther S Tahiti
Flugfeldlöschfahrzeug (FLF) Panther S der neusten Generation für den „Airport de Tahiti“ im
Südpazifik. (Foto: Rosenbauer International AG)

Rosenb Buffalo extrem
Der „Buffalo extrem“ gilt als größtes Löschfahrzeug der Welt. Der Gigant hat 33.000 Liter
Wasser an Bord und wurde für den Extremeinsatz in der Wüste konzipiert. (Foto: Archiv
Redaktion: kfv-herford.de)

Leonding, Karlsruhe, Luckenwalde

Rosenbauer ist heute ein international tätiges Unternehmen. Auf drei Kontinenten werden Fahrzeuge, Löschsysteme samt ihrer elektronischen Steuerungen, feuerwehrtechnische Ausrüstung sowie persönliche Schutzkleidung entwickelt und produziert. Darüber hinaus baut das Unternehmen stationäre und halbstationäre Löschanlagen für den Vorbeugenden Brandschutz und entwickelt Telematiklösungen für den Feuerwehreinsatz. Seit 1992 ist der Konzern börsennotiert und firmiert seitdem unter dem Namen Rosenbauer International AG. Es folgt ein starker Expansionskurs. 1998 werden das Traditionshaus Metz in Karlsruhe und dessen Tochterunternehmen, das Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde, übernommen.
Mit einem Umsatz von 865 Millionen Euro und über 3.000 Beschäftigten ist Rosenbauer nach eigenen Angaben größter Feuerwehrausstatter der Welt. Die Hauptwerke befinden sich in Österreich, Deutschland und den USA. Rosenbauer in Karlsruhe gilt als einer der weltweiten Technologie- und Innovationsführer bei Hubrettungsfahrzeugen. 430 Mitarbeiter produzieren inzwischen 170 Drehleitern und Teleskopgelenkmasten pro Jahr. In Luckenwalde, dort wo einst Hermann Koebe seine Motorspritzen baute, beschäftigt Rosenbauer 270 Mitarbeiter. Etwa 300 Feuerwehrfahrzeuge verlassen jährlich die Werkshallen des zu DDR-Zeiten volkseigenen Betriebs in Brandenburg. Im Jahr 2011 verbucht Rosenbauer den größten Auftrag in der Firmengeschichte. Feuerwehrfahrzeuge im Wert von 245 Millionen Euro werden nach Saudi-Arabien geliefert. Der Wüstenstaat ist für den Feuerwehrausrüster aus der Alpenrepublik ein wichtiger Geschäftspartner. Zwei Jahre später wird mit der Rosenbauer Saudi Arabia Ltd. eine eigene Niederlassung im Nahen Osten gegründet.

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Der Drehleiterspezialist Metz aus Karlsruhe gehört seit 1998 zum Rosenbauer-Konzern.
(Foto: Rosenbauer International AG)

Rosenb HB 32 Salzburg
Die Hubrettungsbühne 32 (oder kurz B 32) der Berufsfeuerwehr Salzburg ist ein Hightech-
Produkt der Rosenbauer Karlsruhe GmbH u. Co. KG. Der Teleskopmast erreicht eine
Arbeitshöhe von 32 Metern. Er ist mit einem ferngesteuerten Wasserwerfer ausgerüstet.
(Foto: Rosenbauer International AG)

Rosenb L32 Victoria Fire Department
„Ladder 1“ der kanadischen Provinzhauptstadt Victoria: Sie ist ebenfalls mit der bewährten
Metz-L-32-Technik ausgerüstet. (Foto: Rosenbauer International AG)

Über einen Monat hinweg im Dauereinsatz

Auf dem Gebiet der kommunalen Löschfahrzeuge setzen die Österreicher mit ihrer AT-Baureihe (Advanced Technology oder fortgeschrittene Technologie) Maßstäbe. 1994, also vor mehr als 20 Jahren erhielt die Feuerwehr Bad Mühllacken in Oberösterreich das erste Rüstlöschfahrzeug (RLFA 2000), das dem deutschen Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 20) entspricht. Der wohl schwierigste und aufwendigste Einsatz in der Geschichte der Wehr war gleichermaßen ein Härtetest für den AT: Während des Hochwassers im Jahr 2002 stand das RLFA über einen Monat hinweg tagtäglich mehr als zwölf Stunden im Dauereinsatz und hat unter schwierigsten Bedingungen äußerst wertvolle Arbeit geleistet. Das Fahrzeug steht nach wie vor in Diensten der Feuerwehr Bad Mühllacken. Rosenbauer entwickelt die AT-Baureihe ständig weiter. Mittlerweile wurden mehr als 5.000 Fahrzeuge dieses Typs in den unterschiedlichsten Versionen ausgeliefert.

Rosenb AT Ausfahrt Werk
Ein Rosenbauer Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) der Baureihe AT verlässt die Werkshalle. Seine Beladung ist so umfangreich,
dass für nahezu jeden Notfall das passende Gerät parat liegt.  
5.000 Fahrzeuge dieses Typs hat Rosenbauer seit 1994 ausgeliefert.
(Foto: Rosenbauer
International AG)

Die Zukunft im Blick

Mit dem Conecpt-Fire-Truck (CFT) präsentierte Rosenbauer zum 150-jährigen Firmenjubiläum das Feuerwehrfahrzeug der Zukunft. Fahrgestell, Fahrerkabine und Aufbau bilden beim CFT eine Einheit. Dadurch ergeben sich entscheidende Vorteile für die Fahrdynamik und Fahrstabilität sowie eine niedrige Fahrzeughöhe bei zugleich besserer Raumausnutzung. Das CFT ist besonders schadstoffarm und verursacht deutlich weniger Lärmemissionen. Es ist in allen Belangen ein multifunktionales Einsatzfahrzeug. Besonderer Clou: Mit wenigen Handgriffen lässt sich der Innenraum so umgestalten, dass man darin sogar Verletzte versorgen und liegend transportieren kann. „Das CFT ist ergonomischer, universeller und umweltfreundlicher, als alles, was es je zuvor gegeben hat“, sagt Rosenbauer.
(Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

Rosenb CFT Praesentation
Zum 150-jährigen Firmenjubiläum wagt Rosenbauer einen Blick in die Feuerwehr-Zukunft. Der Concept-Fire-Truck (CFT) zeigt,
was in punkto Fahrdynamik, Fahrstabilität, Raumausnutzung und Umweltschutz in einigen Jahren Standard sein könnte.
(Foto: Rosenbauer International AG)