Größtes Trainingszentrum für Krisenstäbe in Deutschland

Neues „Lehrsaalgebäude C“ am Institut der Feuerwehr eingeweiht 

Münster. Die Naturgewalten scheinen in Anbetracht eines fortschreitenden Klimawandels immer unberechenbarer zu werden. Hinzu kommt eine permanente Terrorgefahr. Vor diesem Hintergrund rüstet das Land NRW weiter auf. Am Institut der Feuerwehr entstand in zweijähriger Bauzeit das „Lehrsaalgebäude C“. Die Krisenstäbe der Kommunen können darin gemeinsam mit den Einsatzleitungen der Feuerwehren angenommene Katastrophenfälle theoretisch durchspielen. Die modernste audio-visuelle Medientechnologie steht dafür zur Verfügung. Am 7. Dezember 2016 wurde das größte deutsche Trainingszentrum seiner Art offiziell eingeweiht. Innenminister Ralf Jäger übergab symbolisch den Schlüssel für den knapp 13 Millionen Euro  teuren Neubau an Institutsdirektor Berthold Penkert.

 

 


Für 13 Millionen Euro entstand am IdF in Münster ein neues Schulungsgebäude mit
modernster Medientechnologie. Krisenstäbe und Feuerwehreinsatzleitungen können sich
jetzt gemeinsam für einen möglichen Katastrophenfall vorbereiten. (Foto: IdF NRW)

Mehr als 250 Gäste aus Politik und Verwaltung, der Feuerwehr und großen Hilfsorganisationen nahmen an dem feierlichen Festakt an der Wolbecker Straße teil. Berthold Penkert erläuterte, von welch unschätzbarem Wert das neue Lehrsaalgebäude ist. Erstmals in der Geschichte des Landes NRW könnten nun Krisenstab und Führungsstab einer Kommune gleichzeitig aus- und fortgebildet werden. Ziel sei es, das Personal aus den Kreisen und kreisfreien Städten realitätsnah auf ihre komplexen Aufgaben im Katastrophenfall vorzubereiten. Penkert sprach von komplexen und mehrdimensionalen Lagen, die dazu in dem neuen Trainingszentrum nachgestellt werden könnten. Minister Jäger hält die gemeinsame Ausbildung von Angehörigen der Verwaltung, der Feuerwehr und großen Hilfsorganisationen sowie der Polizei und der Bundeswehr ebenfalls für unverzichtbar. „Die Gefahrenabwehr im Lande wird dadurch nachhaltig gestärkt!“ Pfarrer i.R. Karl Heinz Schanzmann und Diakon Ulrich Slatosch erteilten der neuen Ausbildungsstätte den kirchlichen Segen. Der Musikzug der Feuerwehr Dortmund begleitete den Festakt musikalisch.

 

Kühl, geradlinig und modern

Die Architektur des Neubaus mit der dunklen Klinkersteinfassade wirkt von außen geradlinig und modern, vielleicht auch ein wenig kühl und monumental. Das wird seiner Bestimmung als Ausbildungsstätte für Großschadenslagen aber durchaus gerecht.  Für die Pläne zeichnet das Architekturbüro behet bondzio lin (Münster, Leipzig) verantwortlich. Der Neubau mit einer Geschossfläche von 4.220 Quadratmetern entstand in zweijähriger Bauzeit am Rande des weitläufigen Institutsgeländes, unmittelbar am Dortmund-Ems-Kanal. Die Bauarbeiten hatten sich schwierig gestaltet. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit und dem drückenden Grundwasser hatten die Bauarbeiter zunächst die Baugrube sichern müssen. Bevor die Ausschachtungsarbeiten im Februar 2015 beginnen konnten, war eine Spundwand aus 142 Elementen zehn Meter tief in das Erdreich getrieben worden.

 


Feierliche Schlüsselübergabe: (v.l.) Architekt Roland Bondzio, Markus Vieth (Bau- u. Liegenschaftsbetrieb NRW),
NRW-Innenminister Ralf Jäger u. Berthold Penkert, Direktor des IdF. (Foto: IdF NRW)

 

Multifunktionale Nutzung auf zwei Ebenen

Eine besondere Herausforderung bestand für Architekt Roland Bondzio und sein Team darin, die Räume so zu gestalten, dass darin die kleinste aber auch die größte Kommune angemessen üben kann. Nach ihren Überlegungen ist nun ein Schulungsgebäude entstanden, das auf zwei Ebenen eine multifunktionale Nutzung erlaubt. Allein 366 Quadratmeter misst der Stabsraum A im Erdgeschoss. Hier werden künftig die Krisenstäbe einschließlich der Koordinierungsgruppen (KGS) ausgebildet. Sie müssen im Ernstfall alle mit einer Großeinsatzlage in Verbindung stehenden „administrativ-organisatorischen“ Maßnahmen vorbereiten und die Ausführung eigenverantwortlich veranlassen und kontrollieren. Zu ihren Aufgaben gehört es, über die Evakuierung von Wohngebieten zu entscheiden, Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge zu treffen und die Bevölkerung über Verhaltungsmaßnahmen zu informieren. Der Stabsraum A bietet  Krisenstäben bis zu 130 Personen Platz. Dank einer flexiblen Raumaufteilung kann das Erdgeschoss auch als Tagungszentrum für mehr als 300 Gäste genutzt werden.

Im Stockwerk darüber befindet sich der Stabsraum B für die Einsatzleitung der Feuerwehr, der auf 277 Quadratmetern bis zu 50 Führungskräften, Verbindungspersonen, Fachberatern und Mitgliedern der Informations- und Kommunikationsgruppe (IuK-Einheit) Funktionsplätze bietet. Die Einsatzleitung veranlasst im Ernstfall alle „operativ-taktischen“ Maßnahmen zur Abwehr der Gefahr. Dazu gehören die Bildung des Einsatzschwerpunktes sowie die Ordnung des Einsatzraums und der Kräfte. Im Obergeschoss sind daneben diverse Gruppenarbeitsräume zu finden, die  während des Übungsgeschehens zusätzlich „operativ-taktisch“, aber auch zur Verwaltung des Schulungsbetriebs genutzt werden können.

 

Höllenszenarien nach Drehbuch

Auf beiden Ebenen gibt es Regieräume zur Übungssteuerung. Anhand eines individualisierten Drehbuchs spielen Dozenten des IdF im Übungsbetrieb unterschiedliche Szenarien ein. Das können Meldungen und Anfragen sowohl der Einsatzleitung als auch der zuständigen Bezirksregierung, des Innenministeriums und anderer Behörden und Personen sein. Die Nachforderung von Einsatzkräften durch die Einsatzleitung der Feuerwehr wird mit einer speziellen Software in Echtzeit simuliert. Das Lehrsaalgebäude biete eine Medientechnologie, die offen, flexibel sowie einfach zu bedienen sei und die gleichzeitig eine multidimensionale Lagedarstellung abbilden könne, heißt es vom IdF. „Die Stäbe verfügen auf beiden Ebenen zu jeder Zeit über alle Informationen der Lage!“ Eine audiovisuelle Medientechnologie verbindet alle Räume und ermöglicht eine fehlerfreie Kommunikation. (IdF NRW, Redaktion: kfv-herford.de)

 

                                                                                                                                                   -Vo-

 

Stabsraum B im Obergeschoss: Hier wird die Einsatzleitung der Feuerwehr ausgebildet.
(Foto: KBM Wolfgang Hackländer)

 


Die Technik ermöglicht eine digitale Lagedarstellung. Sie ist an die Lehrleitstelle des Instituts angebunden.
(Foto: KBM Wolfgang Hackländer)

 


Die digitale Lagekarte enthält alle Informationen über die „Situation vor Ort“.
(Foto: KBM Wolfgang Hackländer)

 


Digitale Darstellung der Einsatzabschnitte: Die Ordnung von Raum und Kräften gehört zu
den Aufgaben der Einsatzleitung. (Foto: KBM Wolfgang Hackländer)  

 


Im digitalen Einsatztagebuch wird der gesamte Übungs- bzw. Einsatzablauf festgehalten.
(Foto: KBM Wolfgang Hackländer)

 


Arbeitsraum der Informations- u. Kommunikationsgruppe (IuK-Einheit), …
(Foto: KBM Wolfgang Hackländer)

 


… die für die Verbindung zur „Außenwelt“ sorgt. (Foto: KBM Wolfgang Hackländer)

 


Vom Regieraum aus werden die unterschiedlichsten Szenarien eingespielt.
(Foto: KBM Wolfgang Hackländer)

 


Im Oktober 2014 waren die Bagger auf dem IdF-Gelände am Dortmund-Ems-Kanal angerückt.
(Foto: IdF NRW)


Die gewaltige Baugrube musste mit einer Spundwand gesichert werden. (Foto: IdF NRW)

 


Für die moderne Medien- u. Kommunikationstechnik waren hunderte Meter Kabel verlegt worden.
(Foto: IdF NRW)