Nachrichtenzentrale auf vier Rädern mit "Sputnik", "Comet" und "Powerblitz"

Neuer ELW 1 für die Feuerwehr Kirchlengern

DSC 1385Kirchlengern. Die Feuerwehr Kirchlengern hat einen neuen Einsatzleitwagen 1 (ELW 1) in Dienst gestellt. Mercedes-Benz und der Feuerwehrspezialist GSF haben die „Nachrichtenzentrale“ auf die Räder gestellt. „Es handelt sich um kein großes, dafür aber um ein wichtiges Auto“, meinte BürgermeisterRüdiger Meier während der feierlichen Übergabe am Dienstag (21.04.2015) im Gerätehaus auf dem Hüller. Solch modernes Gerät sei immer auch als Motivationsfaktor zu sehen, damit sich die Menschen in der Feuerwehr engagierten.

Der neue Van werde nach den Worten des Bürgermeisters multifunktional genutzt. Er diene zum einen als Führungsfahrzeug im Einsatzdienst und andererseits als Transportmittel für die Jugendfeuerwehr. In den Wochen zuvor hatte sich ein Arbeitskreis,bestehend ausWehrführer Frank Rieke, Klaus Westerholz, Dirk Erdbrügger und Matthias Kuhle, intensive Gedankengemacht und das Anforderungsprofil an den neuen ELW 1 erstellt. „Wir haben alle Ausbauvarianten durchgespielt“, sagt Dirk Erdbrügger, stellvertretender Löschgruppenführer in Kirchlengern-Mitte, wo das Fahrzeug stationiert ist. Das Konzept der Firma GSF Sonderfahrzeugbau aus Twist im Emsland hatte den Feuerwehrleuten schließlich zugesagt.
Ein Mercedes Vito 116 CDI „Blue Efficiency“ bildet die Basis des neuen Einsatzleitwagens. Er wird von einem Dieselmotor mit 163 PS angetrieben, verfügt über Allradantrieb und Automatikgetriebe. GSF hat den Innenraum des Vans mit hochwertigen Materialien in eine rollende Funkzentrale verwandelt. Fahrer- und Beifahrersitz sind nach hinten drehbar, sodass der Einsatzleiter und das Funkpersonal an einem Arbeits- und Kartentisch im Fond Platz nehmen können.Der Wagen verfügt über zwei Funkarbeitsplätze, die mit Digitalfunkgeräten (Typ Sepura) und Freisprechsets ausgerüstet sind. Weiteremobile Funkgeräte mit digitaler oder analoger Technik werden vorgehalten. Auf der hinteren Sitzbank sind lediglich zwei Plätze vorgesehen. Dafür gibt es direkt daneben einen Einbauschrank, der mit Ladesteckdosen versehen ist. Er dient zur Unterbringung des Multifunktionsgerätes, dass als Fax, Drucker und Scanner genutzt werden kann. Zur Ausstattung gehört weiterhin ein Laptop mit Internetzugang. Dirk Erdbrügger ist begeistert von der Technik des Fahrzeugs. „Die WLAN-Verbindung klappt ausgezeichnet!“ Eine feine Sache sei auch die Funk-Freisprecheinrichtung. Dazu müsse nur ein kleiner Knopf, der auf einem Stab neben dem Lenkrad befestigt ist, gedrückt werden. Ein Navigationsgerät, das mittig über dem Armaturenbrett angebracht ist, weist dem Fahrer den Weg. Auf das Display können mit einem Tastendruck die Bilder der Rückfahrkamera geschaltet werden.
Die Sondersignalanlage DBS 3000 von Hänsch sorgt im Notfall mit LED-Technik,„Powerblitz“ und elektronischem Signalhorn für „freie Bahn“. In demDachbalken sind zudem seitliche Arbeitsscheinwerfer und eine Heckwarnanlage integriert.Die Front-Blitzer „Sputnik SL“, die Rundumkennleuchte „Comet“ auf dem Dach und die Heckblitzleuchten im Rahmen der (geöffneten) Kofferraumklappe gehören daneben zum Sicherheitspaket. Das Signalhorn verfügt über eine sogenannte Stadt-Land-Schaltung , denn je nach Verkehrssituation sind nieder oder höher frequentierte Klänge von Vorteil bzw. besser wahrnehmbar. Mit der Anlage könne sogar das Martin-Presslufthorn elektronisch simuliert werden, schildert Erdbrügger die technischen Finessen. Äußerst funktional haben die GFS-Spezialisten den Kofferraum gestaltet. Hinter der Heckklappe, die vollständig mit reflektierender Folie beklebt ist, befindet sich ein komplettes Schranksystem. Es gibt ein großes Schubfach, das sich hervorragend für die Unterbringung bzw. zum Einhängen der Einsatzpläne eignet. Daneben ist ausreichender Stauraum vorhanden, um faltbare Verkehrsleitkegel, Funktionswesten, Feuerlöscher, Werkzeugkiste sowie ein Fern-Thermometer sicher unterzubringen. „Größe und Ausstattung des Autos sind für unsere Verhältnisse genau passend“, meint Erdbrügger. Der alte ELW sei dagegen eigentlich nur ein Transporter mit Klapptisch und Funkgerät gewesen.
Die Investitionskosten bezifferte Bürgermeister Rüdiger Meier auf insgesamt94.196,20 Euro. Damit sei man dem Gebot der wirtschaftlichen Vernunft gefolgt, ohne gleichzeitig einen Qualitätsverlust in Kauf genommen zu haben. Durch geschickte Preisverhandlungen blieben die Anschaffungskosten deutlich unter der „magischen Grenze“ von 100.000 Euro, bis zu derBeschaffungen der öffentlichen Hand auf der Grundlage von Preisanfragen erfolgen dürfen. Das freute vor allem den neuen Kämmerer der Gemeinde, Stefan Junkermann, der zur Fahrzeugübergabe extra noch einmal von seinem Wohnort in Melle nach Kirchlengern gekommen war. Ursprünglich waren im Haushaltsbuch 125.000 Euro für die Ersatzbeschaffungveranschlagt worden.
Das Vorgängerfahrzeug, ein mittlerweile 17 Jahre alter VW T 5, wird von der Wehr weiterhin genutzt. Er könnte künftig im Rahmen der Tagesalarmbereitschaft zum Einsatz kommen.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Der neue ELW 1 der Feuerwehr Kirchlengern ist ein Mercedes Vito mit Allradantrieb.

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Feuerwehrspezialist GSF aus Twist (Emsland) hat den Ausbau vorgenommen.

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Der Arbeits- und Kartentisch mit Funkkonsole im Fond des Vans.
Das blendfreie Grünlicht ermöglicht die Arbeitsaufnahme während der Fahrt.

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Ein Teil der Rücksitzbank ist einem Einbauschrank für Multifunktionsgerät und Laptop gewichen.
Es gibt Ladesteckdosen und WELAN-Anschluss.

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Dirk Erdbrügger demonstriert die Funk-Freisprecheinrichtung.
Außerdem ist der nach hinten gedrehte Fahrersitz zu erkennen.

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Das Navigationsgerät hängt mittig über dem Armaturenbrett.
Die Bilder der Rückfahrkamera können ebenfalls auf das Display übertragen werden.

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Die Front-Blitzer „Sputnik SL“ gehören, …

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genauso wie der Dachbalken mit LED-Technik u. seitlichen Arbeitsscheinwerfern, zur Sondersignalanlage.

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(v.l.) Roman-Magnus Ollech, Tobias Hurlbrink u. Matthias Kuhle überzeugen sich von der guten Qualität des Innenausbaus.

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Das Schranksystem im Kofferraum bietet viel Stauraum. Die Blitzleuchten im Rahmen der Heckklappe sorgen für Sicherheit.

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Zur Zusatzausrüstung des ELW 1 gehört unter anderem ein Fern-Thermometer.

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Feierliche Übergabe: (v.l.) Wehrführer Frank Rieke, Bürgermeister Rüdiger Meier
u. Klaus Westerholz, Leiter der Löschgruppe Kirchlengern-Mitte.