Tragödie nach Gasaustritt

Kohlenmonoxid (CO) ist hochgefährlich  

JG1 2972Hamburg/Vlotho/Kreis Herford. Drei Menschen sind in Hamburg an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Das Drama ereignete sich Dienstagnacht (2.12.2014) in einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Harburg. Die drei Männer, 32, 56 und 72 Jahre alt, wurden offensichtlich im Schlaf von dem tückischen CO-Gas überrascht. Polizei- und Feuerwehrbeamte fanden ihre Leichen am Nachmittag in unterschiedlichen Wohnungen. 13 weitere Personen, darunter ein Kleinkind, wurden verletzt. Eine defekte Heizungsanlage könnte Ursache für das Unglück gewesen sein, teilte die Polizei mit. Kohlenmonoxid kann vom Menschen nicht wahrgenommen werden. Bereits wenige Atemzüge des hoch giftigen Stoffes können zum Tod führen.

Die Hamburger Feuerwehr hatte zuvor in den beiden benachbarten Häusern Beckerberg Nr.9 und 11 Messungen durchgeführt. Dabei sei nach Angaben der Polizei eine Kohlenmonoxid-Konzentration von bis zu 50.000 ppm (Parts per Million – übersetzt: „Teile von einer Million“) festgestellt worden. Als CO-Grenzwert am Arbeitsplatz gilt ein Wert von 30 ppm. Die Messgeräte der Feuerwehr  sind auf eine Alarmschwelle von 33 ppm CO eingestellt. Auf der Suche nach der Unglücksursache überprüften Beamte des Landeskriminalamtes und ein Sachverständiger der Schornsteinfeger-Innung die Heizungsanlagen der beiden betroffenen Gebäude.  Der Sachverständige habe dabei einen Fehler in der Brennwerttherme von Haus-Nr. 9 festgestellt, wie die Polizei mitteilte. „Dadurch sind Abgase in den Keller gelangt und somit ursächlich für die hohe Konzentration von Kohlenmonoxid in der Luft gewesen!“ CO ist geringfügig leichter als Luft, steigt also nach oben. Die Heizungsanlage wurde für die weiteren Untersuchungen beschlagnahmt. Offenbar hatte es Vorzeichen auf das tragische Unglück gegeben: Bereits in der Nacht zuvor seien drei Personen aus dem Wohnhaus in ein Krankenhaus eingeliefert worden, hieß es von der Polizei in Hamburg.

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Im Mai 2014 kam es in Vlotho zu einem CO-Unglück. … (Foto: FW Vlotho)

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… acht Menschen wurden verletzt, weil es keine Anzeichen für das gefährliche Gas gab. (Foto: FW Vlotho)

Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich im Mai 2014 in Vlotho-Uffeln. Damals erlitten mehrere Personen leichte Kohlenmonoxid–Vergiftungen. Sie hatten zuvor versucht, einen Mann aus seiner Wohnung zu retten. Für ihn kam allerdings jede Hilfe zu spät. Ein Messgerät der Feuerwehr hatte gerade noch rechtzeitig Alarm geschlagen und die Einsatzkräfte auf die CO-Gefahr hingewiesen. Acht Ersthelfer und Mitarbeiter des Rettungsdienstes  klagten damals über Kopfschmerzen und Übelkeit. Sie mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Wie groß ist die Gefahr durch Kohlenmonoxid?
Die Erfahrungen vergangener Jahre haben gezeigt, dass vor allem während der Heizperiode Vergiftungen durch CO vorkommen können. Das Spektrum der Feuerwehreinsätze reichte bisher von Unfällen durch defekte Gasthermen, Fehlbedienung von Kaminöfen bis zum „Indoor“-Grillen, also dem Betreiben eines Holzkohle- oder Gasgrills in der Wohnung. Nach den Feststellungen des Statistischen Bundesamtes sind in Deutschland im Jahr 2010 481 Menschen an einer CO-Vergiftung gestorben.

Wie kann Kohlenmonoxid im Haushalt entstehen?
Das Gas wird bei der Verbrennung kohlenstoffhaltiger Substanzen, wie beispielsweise Holz, Kohle, Papier, Erd- und Flüssiggas, freigesetzt - und zwar immer dann, wenn nicht ausreichend Sauerstoff vorhanden ist. Da es oftmals am idealen Mischungsverhältnis aus Brenn- und Sauerstoff fehlt, entstehen zwangsläufig bei jeder Verbrennung kohlenstoffhaltiger Substanzen zumindest Spuren an CO. Steht der Holzkohlegrill im Freien, funktioniert die   Heizungsanlage tadellos und werden die Abgase über den Schornstein einwandfrei abgeleitet, ist das jedoch kein Problem. Gefährlich wird es erst, wenn CO in großen Mengen entsteht und sich in der Atemluft anreichert.

Wie wirkt Kohlenmonoxid auf den Menschen?
CO ist farblos, geruchlos, geschmacklos und vor allem hochgiftig. Das Gas blockiert den Sauerstofftransport über die roten Blutkörperchen. Bei einer hohen CO-Konzentration kommt es dadurch bereits nach wenigen Atemzügen zu einem „inneren Ersticken“.  Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schläfrigkeit sind die Symptome bei leichteren CO-Vergiftungen. Bei einer hohen Konzentration in der Luft können hingegen bereits wenige Atemzüge zur Bewusstlosigkeit und zum anschließenden Tod führen.

Welche Gefahrenquellen gilt es zu überprüfen?
Defekte oder schlecht gewartete Heizungsanlagen sowie verstopfte und verbaute Schornsteine können für den Austritt von CO ursächlich sein. So gab es in der Vergangenheit Fälle, bei denen giftige Gase aus der Feuerstätte ausgetreten waren, weil Dohlen im Schlot ihr Nest gebaut hatten. Zu wenig Zuluft durch verschlossene Tür- und Fensteröffnungen oder der Betrieb von (Abluft-) Wäschetrocknern bzw. Lüftungsgeräten in unmittelbarer Nähe zur Heizungsanlage können ebenfalls dazu führen, dass diese nicht einwandfrei arbeitet und sich  CO-Gas in der Wohnung ausbreitet. Auch schon vorgekommen: Durch zu viel Haarspray verklebte die Brennersteuerung einer Gasheiztherme im Badezimmer – mit fatalen Folgen. Ein nicht fachgerecht eingebauter oder fehlerhaft bedienter Kaminofen kann außerdem zur Gefahr werden, wenn es der Feuerstätte am richtigen Luftzug fehlt.
Weiterhin sollte der Einsatz von Geräten mit Verbrennungsmotoren bei unzureichender Belüftung, wie beispielsweise der Rasenmäher-Test in der Garage, tunlichst vermieden werden. Das gilt genauso für den Betrieb von gasbetriebenen Heizpilzen und Heizstrahlern in geschlossenen Räumen oder den Betrieb von Gas- oder Kohlegrills auf Balkonen. Ein brennender oder auch nur nachglimmender Holzkohlegrill innerhalb der Wohnung bedeutet akute Lebensgefahr! Bei Verdacht einer CO-Vergiftung sollten alle Personen sofort den möglichen Gefahrenbereich verlassen und sich ins Freie begeben!

Zusätzlicher Schutz durch Kohlenmonoxid-Warnmelder
Die Installation eines CO-Warnmelders ist als sinnvolle Ergänzung zum Rauchmelder zu sehen. Ein solcher Melder kann die Wartung der Heizungsanlage allerdings nicht ersetzen und deren Prüfintervalle auch nicht verlängern. Empfohlen wird, den CO-Melder im Schlafbereich oder im Flur davor zu installieren.

Hinweise für die Feuerwehr
Da das CO-Gas nicht wahrnehmbar ist, kann nur eine frühzeitige Messung eine gefährliche Konzentration ausschließen oder bestätigen. Der Einsatztoleranzwert liegt bei 33 ppm. Daher muss bei dem Alarmstichwort „Person hinter verschlossener Tür“ oder anderen Verdachtsmomenten unbedingt eine entsprechende Messung durchgeführt werden. Hierzu stehen spezielle CO-Warner und Messgeräte zur Verfügung. Es sollte zudem so früh wie möglich versucht werden, im Rahmen der Lageerkundung von außen durch ein Fenster Einblick in die Wohnung zu bekommen. Im Zweifelsfall sind die Räumlichkeiten vorsorglich nur mit Atemschutz zu erkunden. Kohlenmonoxid ist als hoch entzündliches Gas einzustufen. Deshalb sind die Maßnahmen zum Explosions- und Brandschutz einzuhalten. Eine ausreichende und nachhaltige Querlüftung muss schnellstens sichergestellt werden.

-Vo-

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Ist CO in hoher Konzentration vorhanden, genügen bereits wenige Atemzüge bis zur Bewusstlosigkeit.
(Foto: © Berufsfeuerwehr Wiesbaden)

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Um ihre Einsatzkräfte vor dem gefährlichen Gift zu schützen, beschaffen immer mehr
Feuerwehren CO-Warner (oben links im Bild) (Foto: © Berufsfeuerwehr Wiesbaden)

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Gas-Messgerät der Feuerwehr (Orion-Plus von MSA): Mit dem Gerät lassen sich brennbare Gase, der Sauerstoffanteil in der Luft,
aber auch die Kohlendioxid- und Kohlenmonoxid-Konzentration feststellen.  (Foto: Archiv KFV Herford)   

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Durch defekte oder schlecht gewartete Heizungsanlagen kann gefährliches CO-Gas entweichen.
(Foto: © Berufsfeuerwehr Wiesbaden) …

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… Die Feuerwehr muss in einem solchen Fall schnellstens Absperrmaßnahmen durchführen
u. eine ausreichende Querlüftung sicherstellen. (Foto: Archiv KFV Herford)

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Kohlenmonoxid ist nicht wahrnehmbar und hochgiftig. Das hochentzündliche Gas
verbrennt mit blauer Flamme zu Kohlendioxid. (Foto: © Didaktische.Medien)